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Die Erfolgsgeschichte des Nintendo Entertainment System

Revolution der Heimkonsolen

Der Weg in den Westen: Der Videogame-Crash und das NES

Während Nintendo in Japan große Erfolge mit dem Famicom feierte, geriet die Videospielindustrie in den USA im Jahr 1983 in eine tiefe Krise. Eine Kombination aus schlechter Spielqualität, einer Marktübersättigung mit unkontrolliert veröffentlichten Titeln – insbesondere durch Unternehmen wie Atari – und einem massiven Vertrauensverlust auf Seiten des Einzelhandels führte zum sogenannten „Videogame Crash“. Viele Experten erklärten den Heimkonsolenmarkt für tot, und für zahlreiche Hersteller bedeutete das tatsächliche Aus.
Trotz dieser ungünstigen Ausgangslage entschloss sich Nintendo, den Schritt auf den amerikanischen Markt zu wagen. Allerdings verfolgte das Unternehmen eine äußerst durchdachte und angepasste Strategie. Das japanische Famicom erhielt ein komplett neues Design: Die ehemals verspielte, weiß-rote Optik wurde durch ein moderneres, kantigeres Gehäuse in Grau mit roten Akzenten ersetzt. Damit sollte es sich stärker an den westlichen Technikgeschmack anlehnen.

Zudem verzichtete Nintendo bewusst darauf, das neue Gerät als „Konsole“ zu vermarkten. Stattdessen sprach man vom „Nintendo Entertainment System“ – einem Unterhaltungsgerät, das mehr als nur klassische Videospiele versprach. Um sich weiter vom negativ behafteten Konsolenimage zu distanzieren, legte man besonderen Wert auf ungewöhnliches Zubehör: Mit der Lightgun „Zapper“ und dem Roboter „R.O.B.“ (Robotic Operating Buddy) wurde das NES als interaktives Spielzeug präsentiert. Diese Elemente dienten vor allem dazu, den Einzelhandel und Konsumenten davon zu überzeugen, dass es sich hier um eine neue Art von Heimunterhaltung handelte – keine einfache Neuauflage des gescheiterten Konzepts der frühen 80er-Jahre.

 

Markteinführung des NES in den USA

Die Markteinführung des Nintendo Entertainment Systems in den USA begann im Oktober 1985 zunächst in New York City als Testmarkt. Der Start verlief eher verhalten, da der amerikanische Einzelhandel nach dem Videospiel-Crash skeptisch geblieben war. Nintendo setzte daher auf eine gezielte und schrittweise Expansion. Ab Februar 1986 wurde das NES in weiteren Städten wie Los Angeles und Chicago eingeführt, bis es Ende des Jahres schließlich landesweit erhältlich war.
Die ersten verfügbaren Spiele entsprachen technisch weitgehend den bereits in Japan erschienenen Famicom-Titeln. Zu den wichtigsten Starttiteln gehörten unter anderem Super Mario Bros., Duck Hunt, Ice Climber, Excitebike sowie später The Legend of Zelda, das 1987 in den USA veröffentlicht wurde.

Um das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen und sich klar von der unkontrollierten Veröffentlichungsflut der früheren Jahre abzugrenzen, etablierte Nintendo ein strenges Lizenzierungsmodell. Publisher mussten bestimmte Qualitätsstandards einhalten, um ihre Spiele auf dem NES veröffentlichen zu dürfen. Als sichtbares Zeichen dafür führte Nintendo das sogenannte „Nintendo Seal of Quality“ ein – ein Garant für geprüfte und qualitativ hochwertige Software, der maßgeblich dazu beitrug, das ramponierte Image des Videospielmarkts zu verbessern.

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