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Wuchang: Fallen Feathers – Fluch der Federn

Ein Soulslike mit eigener Stimme

Mit Wuchang: Fallen Feathers bringt das chinesische Studio Leenzee Games seinen ersten großen Titel auf den Markt – und der reiht sich optisch wie spielerisch sofort neben die ganz Großen im Soulslike-Genre ein. Inspiriert von Titeln wie Sekiro oder Wukong, setzt Wuchang auf fordernde Kämpfe, kryptisches Storytelling und eine beklemmende Welt, die auf ganz eigene Weise fasziniert.

Der vielleicht größte Trumpf des Spiels ist seine ungewöhnliche Kulisse: Ein düsteres, von Krankheit und Aberglaube durchzogenes China zur Zeit des Untergangs der Ming-Dynastie. Dichte Nebel, verfallene Tempel, schiefe Dörfer und groteske Kreaturen, die zwischen Legende und Wahnsinn schwanken – Wuchang nutzt die kulturelle Vorlage meisterhaft, um eine einzigartige Spielwelt zu erschaffen. Dabei fällt besonders das Kreaturendesign auf, das sich weit vom westlichen Fantasy-Einheitsbrei entfernt.

Quelle: wuchanggame.com

Im Kern bleibt Wuchang seinen Vorbildern treu. Wer FromSoftware-Titel kennt, wird sich schnell zurechtfinden: Man bewegt sich vorsichtig durch gefährliche Gebiete, lernt Angriffsmuster auswendig, blockt und kontert im richtigen Moment. Die Kämpfe sind fordernd, aber fair. Das Kampfsystem ist wuchtig, mit einem starken Fokus auf Waffenwechsel und Fähigkeiten, die sich im Lauf des Spiels erweitern lassen. Besonders gelungen ist das Trefferfeedback: Jeder gelandete Schlag fühlt sich bedeutsam an.

Grafisch ist Wuchang kein Meilenstein, aber durchaus ansehnlich: Stimmungsvolle Lichteffekte, detailreiche Rüstungen und gut animierte Bossgegner sorgen für eine intensive Atmosphäre. Die Performance ist auf Konsolen weitgehend stabil, auch wenn gelegentliche Frame-Drops in größeren Arealen auffallen. Die Soundkulisse setzt auf traditionelle Instrumente und gedämpfte Klangteppiche, die das Spielgefühl untermalen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Quelle: wuchanggame.com

Die Erzählweise ist genretypisch zurückhaltend. Spielende erschließen sich die Handlung durch kryptische Dialoge, Umgebungshinweise und Item-Beschreibungen. Das kann frustrierend sein, erzeugt aber auch Raum für Interpretationen. Zwar enthält Wuchang im Vergleich zu anderen Soulslikes deutlich mehr Dialoge, eine durchgehend erzählte Handlung mit fesselndem Storytelling ist jedoch trotzdem nicht zu erwarten. Die Hauptfigur, Wuchang, trägt einen mysteriösen Fluch, der sich auch spielmechanisch bemerkbar macht und das Fortschrittssystem beeinflusst – ein interessanter Kniff mit erzählerischer Tiefe.

Wuchang: Fallen Feathers ist kein genreprägendes Meisterwerk, aber ein starker Beitrag in einem hart umkämpften Feld. Die Atmosphäre ist dicht, das Setting erfrischend, das Gameplay fordernd und sauber umgesetzt. Wer Soulslikes liebt und eine Alternative zu den westlich geprägten Vertretern sucht, findet hier einen Geheimtipp mit eigenem Charakter.

Starkes Debüt – mit Raum nach oben, aber viel Potenzial.

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