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Kolumne: Die Folgen des Aboservices für Videospiele

In Zeiten von Netflix, Spotify und Amazon Prime, gibt es für nahezu jedes Medium eine Abo-Flatrate. Nach dem Motto: Monatlich zahlen für unendliche viele Serien, Musikstücke, Filme und eBooks.

Da fehlen eigentlich nur noch die Videospiele, oder?

Es hat seine Vorteile eine Flatrate für etwas zu haben. Je nach Lust und Laune einfach den Titel wechseln, einen anderen Film ansehen oder die Serie abbrechen und zur nächsten schalten. Ich nutze sowas auch, keine Frage. Mit Amazon Prime und Google Play Music bekomme ich alles, was ich brauche. Immer auf Abruf, ohne mir Gedanken machen zu müssen.

Und hier ist auch schon der Knackpunkt. Es fällt ein gewisser Teil weg, wenn ich auf alles immer irgendwie Zugriff habe. Es fehlt die bewusste Entscheidung sich für x Minuten oder sogar Stunden diesem Medium zu widmen.

Wenn ich ins Kino gehe, dann bin ich mindestens 90 Minuten in diesem Kinosaal und schaue mir einen einzigen Film an. Kein umschalten, pausieren oder nebenbei mit dem Handy spielen. Auch bei Musik gibt es diesen Moment des bewussten Konsums. Wenn ich mir eine Schallplatte anhöre, dann setze ich mich bewusst hin und höre mir beide Seiten des schwarzen Vinyls an. Das ist übrigens der Grund, warum ich mir einen Schallplattenspieler zugelegt habe und Schallplatten höre. Das Gefühl ist ein ganz anderes, wenn man etwas wirklich bewusst wahrnimmt.

Aber gilt das auch für Videospiele?

Ich behaupte ja. Mit EA Access, PlayStation Now und Xbox Game Pass gibt es so etwas Ähnliches bereits. Zwar handelt es sich bei den letzten beiden meist um ältere Spiele, aber Microsoft stellt seit einiger Zeit auch aktuelle Exklusivtitel in dieser Sammlung zur Verfügung. Zudem kündigte Google jüngst ihre Streaming-Plattform Stadia an, auf der auch neue Spiele Hardware unabhängig sofort abrufbar sein sollen.

Allein mit PlayStation Now und dem Xbox Game Pass ist es mir mehrfach passiert, dass ich ein Spiel heruntergeladen, gestartet und nach einer Stunde einfach wieder beendet habe. Es war mir nicht mehr wichtig genug weiterzuspielen, also habe ich mich direkt nach einem anderen Spiel umgesehen, welches ebenfalls maximal eine Stunde von meiner Aufmerksamkeit bekam.

Das Problem am Überschuss

Aber warum ist das so? Einige von euch werden sich in folgender Situation bestimmt wiederfinden: Es ist mal wieder ein Sale auf Steam, GOG oder sonst wo. Viele Spiele zum Niedrigpreis und die Geldbörse bekommt schon Tränen in die Augen. Es wird gekauft was das Zeug hält. Meistens die Spiele, die man als Kind immer haben wollte, aber sich nie leisten konnte. Oder auch gerade angesagte Spiele, die einem vielleicht noch zu teuer waren. Aber auch Nischentitel, die man sich einfach mal ansehen will. Am Ende ist die eigene Bibliothek voller und die meisten Spiele unbespielt oder verstauben mit nur wenigen Minuten Spielzeit. Es bleibt ein schlechtes Gewissen und die Frage „ich weiß nicht, was ich spielen soll“.

Früher war mehr Lametta!

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, dann gab es für mich über Monate hinweg nur ein Spiel. Damals war es egal, ob es gut, schlecht, zu leicht oder schwer war. Es war das einzige Spiel, das ich mir leisten konnte oder meine Eltern überreden konnte zu kaufen. Ich habe mich damit auseinandergesetzt und es durchgespielt. Manchmal sogar mehrfach.

Aber in den letzten Jahren hat sich dieses Bild geändert. Ich verdiene mein eigenes Geld, die Streaming- und Abodienste schießen aus dem Boden und die Videospielindustrie bringt mehr und mehr Spiele auf dem Markt, die alle gespielt werden wollen. Der Wert eines Videospiels ist für mich abgesackt und verfällt durch Abodienste auf ein Minimum der Wertschätzung. Ich will das Konzept der Abo-Flatrates nicht verteufeln. Es ist ein natürlicher Wandel, der hier stattfindet. Ein Überschuss des Angebots und die begrenzten Ressourcen der potenziellen Konsumenten wird mit dem Wettbewerb der Anbieter auf eine neue Ebene gehoben.

Die Probleme sind hausgemacht und sowohl bei uns Spielern, als auch bei den Publishern und Entwicklern anzusiedeln. Wir wollen mehr, also geben sie uns mehr.

Und jetzt?

Und jetzt bleibt es jedem selbst überlassen, wie er sich mit diesem Wandel arrangiert. Den Konsum einschränken und sich auf die für einen selbst wichtigen Spiele konzentrieren oder eine Sammlung aufbauen, auf die man immer zurückgreifen kann, wenn die Lust nach einem greift.

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